Die Sache mit dem "Fremden"

Die Annahme, Täter seien „fremde Männer“, welche Kindern in bedrohlicher Weise gegenübertreten und sie direkt und offensichtlich gefährden, ist durch das Fernsehen geprägt und kann so nicht gehalten werden.

Die Bedrohung geht meist von Vertrauenspersonen innerhalb der Familie, des Freundes- und Bekanntenkreises, der Nachbarschaft, des Kolleg:innenkreises oder Erziehungsstätten und Vereinen aus.

Dennoch muss der oder die „Fremde“ mit den Kindern thematisiert werden, da die Zahl der Fremdübergriffe die letzten Jahre wieder gestiegen ist. Grund hierfür ist nicht ein vermehrtes offenes Auftreten von fremden Täter:innen im realen Leben der Kinder, sondern vielmehr der oft unkontrollierte Zugang zu digitalen Medien.

Über Soziale Netzwerke, Messenger und Online-Games kommen Kinder leicht in Kontakt mit Fremden. Täter:innen sprechen Minderjährige bewusst mit dem Ziel an, sexuelle Kontakte anzubahnen. Dabei werden Kinder belästigt und aufgefordert, Nacktaufnahmen zu übersenden. Die Täter:innen gehen gezielt vor – anonym oder unter falschem Namen. Sie suchen Kontakt zu dem Kind, versuchen, Vertrauen aufzubauen und manipulieren seine Wahrnehmung, um das Kind in Abhängigkeiten zu verstricken.

Erhalten die Täter:innen Bild- und/oder Videomaterial, setzen sie es ein, um die Kinder zu erpressen. Sie drohen damit, die Bilder und Videos zu veröffentlichen, wenn das Kind sich jemandem anvertraut oder sich weigert, weitere Missbrauchsdarstellungen zu senden. Die Täter:innen schlagen jetzt reale Treffen vor. Betroffene Kinder haben oft Hemmungen, sich Eltern oder anderen Vertrauenspersonen mitzuteilen, weil sie Sanktionen fürchten oder sich sogar selbst schuldig fühlen.

Da das Buch „FLOSSEN WEG“ sich an Kinder richtet, die normalerweise aufgrund ihres Alters noch nicht in der Lage sind, über Online-Medien zu kommunizieren, wurde das Thema bewusst ausgeklammert und „klassisch“ dargestellt. Setzen Sie dennoch in den Gesprächen mit Ihrem Kind das Thema Internet hoch an und weisen Sie auf entsprechende Gefahren immer wieder hin.